Montag, 18. Mai 2009

Die Zukunft der Hofläden

Am vergangenen Freitag durften wir mit unserer O-Saftmaschine bei Familie Alber in Aich bei der Einweihung der erweiterten Verkaufsräume Saft anbieten und als Hauptlieferant für Obst und Gemüse für Fragen zur Verfügung stehen.

Verschiedene Entwicklungsstufen des Biomarkts
Wir beliefern Pionier-Bio-Kunden wie Wochenmarkter und Hofläden, wir beliefern die zweite Entwicklungsstufe des Biomarktes, die Gemüseabos und wir beliefern heute auch die allerneueste Stufe, nämlich inhabergeführte Edeka-Märkte und freie "konventionelle" Gemüse- und Feinkosthändler, die ihren Bio-Anteil gezielt erhöhen. Wir beliefern kaum die traditionellen Naturkostläden und haben mit Organix als Vertreter der Biosupermärkte nur wenige aus diesem Kuchen (wenngleich auch viele andere gerne Organix beliefern würden...).

Damit haben wir ein ganz gutes Bild über die Entwicklung in den verschiedenen Marktsegmenten. Sehr stabil auf gutem Niveau die Wochenmarkter; die sind typischerweise 10-20 Jahre im Geschäft und haben sich damit einen Kundenstamm erarbeitet, den sie mit größter Zuverlässigkeit Woche für Woche mit super Qualität fast "verwöhnen" - auch wenn in der Nähe ein Alnatura oder denn's eröffnet hat, ist das keine spürbare Konkurrenz (in der O+G-Frische). Ebenfalls auf einem Dauerhoch sind die Gemüseabos, die sich auf ein Niveau vorgearbeitet haben, auf dem Umsatz und geschaffene Struktur sehr gut zusammenpassen. Die Edekaner sind am Anfang, aber sie sind Profis und sie haben innerhalb ihrer Gruppe erfolgreiche Innovatoren und sie sind mindestens so gut kollegial vernetzt wie die Naturköstler - ich möchte fast sagen, daß dort ein Austausch mit guten über Jahrzehnte geübten Formen des Umgangs und eine Verbindlichkeit vorhanden sind, die wir Naturköstler und Biopioniere uns mit Kollegen manchmal auch wünschen...

Die Zeit der Hofläden - vorbei?
In den Statistiken der Biopresse sind die Hofläden in letzter Zeit etwas hinten dran - man könnte voreilig folgern, daß ihre Zeit vorbei sei. In vielen Fällen sind das Biopioniere, bei denen die ältere Generation das Rentenalter erreicht hat und es genießen können sollte. In einigen Fällen ist der Hofladen dann so eng mit der Person der Gründerin und Großmutter verknüpft, daß Laden und Oma nur schwer voneinander loskommen. Der große Wert, den der Hofladen in der Umstellungs- und Gründerzeit für den Betrieb hatte, läßt am Laden festhalten, auch wenn aktuelle Umsätze, Konkurrenzsituation oder Arbeitsbelastung Konsequenzen forderten - entweder zu investieren und zu intensivieren (Ladengröße, Sortiment, Öffnungszeiten) oder aber diese Knechtschaft zu beenden und das Leben zu genießen oder das Geschäftsmodell neu zu erfinden (nur noch saisonal, Selbstpflücke, Lieferdienst oder oder oder).

Weiterentwicklung - nicht stehen bleiben
Bei Albers sieht die Situation anders aus: die Mutter läßt gerne los (weil sie selbst noch zwei Omas zu pflegen hatte und mind. sieben Leute am Mittagstisch hat), von vier Töchtern plus Hofnachfolger stürzte eine sich in Vollzeit auf das Ladenthema, ihr Mann hat eine kaufmännische Ausbildung und Erfahrung im Naturkostgroßhandel, schließlich der Vater der Familie, der nicht nur gern baut, sondern ausgebildeter und ausgerüsteter Metzger ist.

Hofläden leben also wie jede Selbständigkeit von neuem Schwung durch frisches Blut, von regelmäßigen Investitionen und Anpassungen an Kundschaft und Markt, von einem unverwechselbaren Profil (das bei vielen erfolgreichen Hofläden von einer eigenen Metzgerei bzw. einem guten Hausmetzger oder einer Geflügeldirektvermarktung herkommt) und immer neuem input an Gedanken und Liebe zum Detail: die Bilder von Albers zeigen, daß hier alles stimmt!

Bausteine erfolgreicher Hofläden: Begrüßung

Kinderspielplatz - direkt vor dem Ladeneingang, verkehrsgeschützt
ein gepflegtes Drumherum, das zeigt, daß hier nicht nur viel, sondern auch mit Lust gearbeitet
wird die Pferde sind ein Betriebszweiggehört beim Hoffest dazu: Anhänger-Rundfahrt
viele Produkte mit eigenem Etikett
der neugebaute Hühnerstall mit großen Ausläufen
der neue Gemüseverkaufsraum, weg von der Abwärme der Kühlgeräte, wenig Aufheizung durch wenig Fenster
die Fleisch-, Brot- und Käsetheke
guter Umsatz trotz sehr enger Zufahrt
mit Herz und Hand

2 Kommentare:

  1. Sehr geehrter Herr Schrade, ich fand Ihren Bericht über den Hofladen und die Zukunft der Hofläden sehr interessant, da in den neuen Bundesländern speziell auf dem Lande die ersten Hofläden erst in den letzten jahren entstanden sind und weitere entstehen im Zuge der gesunden Ernährung.
    Ich möchte in meinen Blog darüber einmal schreiben und würde gern den Teil ihres Artikel über die Zukunft der Hofläden gern einbinden,wenn es Ihnen recht ist, natürlich mit einen Linkverweis auf den gesamten Artiekl bzw. auf den Blog Ihres Unternehmens
    Viele Grüße zum Männertag
    Jörg der Biosachse

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  2. Lieber Hansjörg, liebes Ecofit - Team,
    ihr habt ein schöner Artikel geschrieben und nette Bilder gemacht. Vielen Dank, dass es möglich war einige kostbaren Stunden von dir und euch in unseren Hofladen zu investieren und unsere Kunden zu informieren. Wir denken es hat allen ganz viel gebracht.
    Ganz liebe Grüße aus dem Aichtal nach Stuttgart von Familie Alber vom Baiersbachhof!

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